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AstroRara: Historische Astronomie interaktiv

Hintergrund

Die ETH-Bibliothek ist die zentrale Hochschulbibliothek für die ETH Zürich und schweizerisches Zentrum für naturwissenschaftliche und technische Informationen. Unter ihren Titeln befinden sich heute über 75'000 Bände an Monografien und Zeitschriften, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert veröffentlicht wurden. Inhaltlicher Kern dieser Sammlung bilden Werke mit astronomischem und mathematischem Inhalt. 2021 wurden sieben neue Werke hinzugefügt.

Teaser-Movie

Funktion und Zielsetzung

Haben Sie sich auch schon gefragt, wie Forscher früher Himmelsereignisse beobachteten und dokumentierten? AstroRara zeigt, wie in alten und seltenen Drucken dargestellte Abbildungen und Instrumente ursprünglich zur Nutzung gedacht waren. So soll AstroRara der wissenschaftsinteressierten Öffentlichkeit einen niederschwelligen Zugang zu astronomischen Themen sowie astronomischen Instrumenten bieten (Access), Rara-Inhalte bekannter machen (Outreach) und sie zu Lernzwecken attraktiv aufbereiten – gerade auch für Lehrpersonen oder Forscher.

Folgende 10 Werke sind digital zugänglich:

  • Planisphaerium von Johannes Schöner (1477–1547)
  • Sternkarte von Peter Apian (1495–1552)
  • Die Galileischen Monde von Galileo Galilei (1564–1642)
  • Tierkreiszeichen von Johannes Bayer (1572–1625)
  • Sonnenflecken von Christoph Scheiner (1575–1650)
  • Kosmographien von Andreas Cellarius (ca. 1596–1665)
  • Mondphasen von Johannes Hevelius (1611–1687)
  • Finsternisse von Georg von Peuerbach (1423–1461)
  • Planetenschleife von Johann Gabriel Doppelmayr (1677–1750)
  • Kometenschweif von Peter Apian (1495–1552)

Interaktivität und Accessibility

Die spannende Visualisierung der Werke nimmt eine zentrale Rolle ein. Mittels interaktiver Animation werden die digitalisierten Illustrationen auf einen Blick in einen sinnvollen Kontext gebracht, der sonst nur beim physischen Kontakt mit den Bücher ersichtlich wäre. Da die originalen Werke unter Verschluss stehen und nur von Fachpersonen eingesehen werden können, entsteht so die Möglichkeit, die «User Experience» möglichst originalgetreu zu simulieren.

Alte Werke digital erleben – das geht nicht nur auf dem Tablet, sondern Device-übergreifend.

Nebst den Illustrationen liefern ergänzende Texte zu Autoren und Werken spannende Hintergrundinformationen, auch verfügbar zum Anhören als Audio-File. So hat der User die Möglichkeit, mehr über die Werke zu erfahren, während er sie bedient. Zudem wird dank Audiospur der Zugang für sehbehinderte Personen erleichtert (Accessibility). Sämtliche Inhalte sind auf Deutsch und Englisch verfügbar.

Konsequenter Fokus auf Touch

Um nebst visueller und auditiver Komponenten auch ein haptisches Erlebnis zu simulieren, wünschte sich die ETH-Bibliothek eine native App. Im Ausschreibungsverfahren wurde jedoch gemeinsam entschieden, stattdessen auf eine Progressive Web App (PWA) zu setzen – hauptsächlich, um das gesamte Device-Spektrum abzudecken: die PWA ist auch auf Desktop verwendbar. Zu den weiteren Vorteilen gehört die Indexierbarkeit für Suchmaschinen und die relativ unkomplizierte Aktualisierung ohne langwierigen Deployment-Prozess.

In der Mobile-App lässt sich die Himmelsscheibe genauso drehen wie im Original-Werk.

Für eine optimale User Experience wurde die Touch-Bedienung konsequent in den Vordergrund gestellt, ermöglicht durch die Touch-Library hammer.js. Als Single Page Framework steht Vue.js im Einsatz. Auf dieser Basis lassen sich komplexe, interaktive Animationen aufbauen. Paradebeispiel ist Apians Astronomicum Caesarium: Sowohl die drehbare Himmelsscheibe, als auch der hauchdünne Messfaden können bedient werden – wie im Original.

Offlinefähig und durchgängig verfügbar

Um nebst der Touch-Navigation das Feeling einer «echten» App abzurunden, wurde die Möglichkeit geschaffen, AstroRara komplett auf dem Mobile Device zu installieren. Nach dem Ablegen auf dem Homescreen kann über einen Caching-Button im Impressum die komplette App heruntergeladen werden, wodurch sie auch offline zur Verfügung steht.


Die Add-To-Homescreen-Option wird von Android-Geräten über die native Funktion des Betriebssystems selbständig vorgeschlagen – auch anderweitig wurden nur wo nötig Fallback-Lösungen programmiert. Die Umsetzung auf iOS gestaltete sich erwartungsgemäss aufwändiger. Durch den starken Fokus auf diese Geräte konnte aber das Maximum herausgeholt werden.

Zusammenfassung und Ausblick

AstroRara schafft es, alte Werke vom Zeitalter des Buchdrucks ins Zeitalter der Digitalisierung zu befördern, in einer neuen Form zugänglich zu machen und trotzdem die Essenz der Originale zu bewahren. Neue Informationstechnologien und veränderter Medienkonsum stellen dabei keine Hürde, sondern eine Chance dar – damit wertvolle Inhalte überdauern und in Erinnerung bleiben.


Für die kommenden Jahre ist geplant, die Inhalte von AstroRara um weitere Darstellungen aus unterschiedlichen Werken zu erweitern, so dass sich die App kontinuierlich als Ergänzung zum umfangreichen Archiv von e-rara etablieren kann.

Links

AstroRara DE: astrorara.library.ethz.ch/de

AstroRara EN: astrorara.library.ethz.ch/en

Anleitung für die Jury:
Für die optimale Experience auf dem Smartphone empfehlen wir folgendes Vorgehen:

  • Link auf dem Smartphone öffnen.
  • AstroRara zum Startbildschirm hinzufügen.
  • AstroRara über den Startbildschirm öffnen.
  • Im Impressum «Cache all Files» auswählen.